Erst wochenlang nichts, und jetzt gibt’s schon den nächsten Artikel gleich hinterher…ich bin gerade so…schreibaktiv!
Aufmerksame Leser erinnern sich: Meine Eltern sind gerade in Richtung Berlin aufgebrochen (ja, ich weiß – sie sind längst angekommen, aber das ist halt so, wenn ich stark zeitversetzt schreibe) – also wieder alleine in Lyon…
Zur Feier des Tages sind wir am Abend ins Cosmo, eine Bar in der Nähe der Oper, gegangen. (Okay, wir sind nicht dorthin gegangen, um die Abreise meiner Eltern zu feiern, sondern weil das Bier dort sensationell günstig ist…) Als wir gekommen sind, war es noch sehr leer – weil es noch sehr früh war: die Bier-Happy-Hour ging nur bis 10 😉
Rosalie, Ana, Patrick, Greg, irgendein Franzose
Rosalie und Ana habe ich ja schon häufiger erwähnt, Patrick ist ein Englisch-Assistent aus Georgia, den ich nur einmal kurz beim großen Assistenten-Treffen Anfang Oktober gesehen hatte. Inzwischen sind die Abstände zwischen den Treffen kürzer geworden, später mehr. Greg und irgendein Franzose sind Freunde von Patrick, viel mehr weiß ich nicht.
Nach einigen Bieren und Cocktails sind wir hungrig geworden. Greg hat uns in einen Tandoori-Imbiss gelotst. Allen außer Patrick hat’s geschmeckt – er dagegen hat sich sehenden Auges ins Verderben gestürzt und trotz der Warnung des Verkäufers sauce indienne bestellt, die mit (fort) beworben wurde. Ich habe sie probiert und kann sagen: Meine scharfe Curry-Sauce war ein Spaziergang dagegen! Diese Sauce war das Schärfste, was ich seit langem gegessen habe (nur getoppt von der koreanischen Instantsuppe, die wir irgendwann mal bei irgendeinem Geburtstag bei den Fürstenhagener Hübners gegessen haben). Patricks Gesicht spricht Bände, wie ich finde:
Der freundliche Inder hat ihm zur Rettung seiner Mundschleimhaut Joghurt angeboten, den hat er aber ebenso abgelehnt wie den Ayran, den Greg in der nächsten épicerie gekauft hat (und der wirklich nicht lecker war). Stattdessen ist er auf dem schnellsten Weg nach Hause gevélo’vt, um sich zu erholen, während Rosalie, Greg und ich nach Hause gelaufen sind.
Ausnahmsweise habe ich mir den Wecker sehr früh gestellt, nicht unbedingt das, was ich während der Ferien gerne mache: Am Donnerstag haben wir einen Ausflug nach Pérouges gemacht, ein mittelalterliches Dorf etwa eine Stunde von Lyon entfernt. Ich bin, obwohl ich früh losgegangen bin, fast zu spät gekommen, weil im Supermarkt, in dem ich mir etwas zu trinken kaufen wollte, die Kasse noch nicht gezählt und die Ausgangstür noch nicht geöffnet war – Ed, ich liebe dich! Zum Glück habe ich es doch noch geschafft – der Busfahrer war so nett, 2 Minuten auf mich zu warten 😉 Die Fahrt war lang genug, um die anderen (besser) kennen zu lernen: Ana, Sam, Matthew und Abi aus Großbritannien und Sonja aus München.
Das Wetter war gewohnt prächtig, am Morgen, als wir losgefahren sind, war es noch recht frisch, aber in Pérouges hatten wir strahlenden Sonnenschein, und nur im Schatten konnte man eine Jacke vertragen.
Wir haben uns in der Touristeninformation erkundigt, was man unbedingt besichtigen müsse, und die Auskunft, die wir bekommen haben, traf zu: Alles! Das ganze Dorf ist eine einzige Sehenswürdigkeit, enge gepflasterte Gassen, kleine Häuser mit (überwiegend) dezent dekorierten und beworbenen Souvenirläden und Bäckereien, die galettes pérougiens, eine Art süße Pizza, verkaufen – wunderschön! Wir sind eine gute Stunde einfach nur herumgeschlendert und haben die Atmosphäre genossen.
Der Marktplatz
Man sieht sie zwar nicht gut, aber hier sind meine „Reisebegleiter“:
Da der Bus nur alle 3 Stunden fährt, mussten wir uns bald auf den Weg zurück machen. Auf der Rückfahrt haben wir alle mehr oder weniger lange geschlafen – soviel frische Luft macht schläfrig!
Auf dem Place Bellecour fand am Donnerstag eine Art Markt (in einem riesigen Zelt) mit lokalen und regionalen Spezialitäten statt, durch die wir uns durchprobiert haben: Schnecken-Knoblauch-Paste (igitt!!!!), Bier mit Heidelbeer-, Kastanien- oder Holundergeschmack (naja…), diverse Weine (alles von naja bis sehr sehr sehr lecker – wobei der teuerste nicht der beste war!), Süßigkeiten wie Brioche mit Pralinensplittern, Macarons und Schokolade (durchweg lecker) und, last but not least: Käse! Um die ganz schlimm verschimmelten, die aussehen, als hätten sie drei Jahre unter dem Kühlschrank gelagert, habe ich noch einen Bogen gemacht, aber die meisten habe ich tatsächlich probiert – und fast alle haben geschmeckt. Mama, Papa, ja, ihr hattet recht – so schlimm ist das gar nicht.
Am Abend sind Sam, Ana, Rosalie, Jack und später Patrick zu mir gekommen. Die Bilder gab’s hier schon. Was ich neulich nicht geschrieben habe, was man auf den Photos vielleicht aber schon erkennen konnte: Nett war’s, und es ging lang. Irgendwann bin ich wohl eingepennt, jedenfalls bin ich am nächsten Morgen auf dem Sofa aufgewacht. Umringt von leeren Flaschen und anderen Überresten der Nacht. Also durfte ich erstmal putzen – das hat mich wenigstens endgültig wach gemacht!
Für den Abend hat Patrick zu einem kleinen Apéro in seiner Wohnung geladen. Eingeplant und entsprechend eingekauft hatte er 5, 6 Leute. Es waren mehr. 20, grob geschätzt, überwiegend Freunde von Ana und deren Freunde, also andere Spanisch-Assistenten, die das ganze von einem Apéro in eine Party umwandelten. Es war – großartig!
(Der Herr vorne ist der einzige andere Deutsche, der anwesend war – leider konnte mir niemand seinen Namen sagen, und so ist alles, was ich weiß, dass er aus Konstanz kommt – mehr hat er weder mir noch irgendjemand anderem erzählt.)
Nachdem Patricks Vorräte und die der Gäste aufgebraucht waren, sind wir losgezogen, um noch in eine Bar oder einen Club zu gehen – leider haben Dan (auf dem Foto oben rechts von mir) und ich die anderen schon nach ein paar Minuten verloren – eine Gruppe von 20 mehr oder minder stark angeheiterten Leuten lässt sich schwer zusammenhalten – und saßen dann irgendwo beim Bahnhof auf der Wiese und haben Mist gelabert. Was die anderen noch gemacht haben, konnte Patrick mir am nächsten Tag leider nicht erzählen – offensichtlich sind sie nicht in die Clubs reingekommen, weil der Deutsche, der als einziger nahezu nüchtern war, nur vor sich hin gestiert und einen komplett besoffenen Eindruck machte. Daraufhin ist Patrick nach Hause gegangen und hat Nudeln gekocht – zumindest hat er das aus der Tatsache geschlossen, dass er gekochte Nudeln in der Küche stehen hatte, als er aufgestanden ist.
Auch ich war nach dem Abend leicht angeschlagen und habe den Tag größtenteils verschlafen und verfaulenzt. Weggegangen bin ich am Samstagabend nicht, obwohl Halloween war – schade eigentlich…Dafür ging’s am Sonntag wieder auf die Piste, nur kurz allerdings, mit Ana und Begonia, einer anderen Spanischassistentin. Und es gab mal wieder Kebab zum Abendessen, langsam wird’s zur Gewohnheit.
Am Montag musste ich ein bisschen Papierkram erledigen, weil die Schule die Unterlagen für die Krankenversicherung nicht vollständig weitergeleitet hat, obwohl ich alle Dokumente abgegeben hatte – großes Kino!
Endlich habe ich mich mal wieder zum Ed geschleppt, um einen Großeinkauf zu machen – und endlich gab’s wieder etwas Selbstgekochtes! Abendessen nachmittags um halb 6. Ich hatte Bock auf Kartoffeln, Hähnchen und Paprika im Kühlschrank und einen kreativen Moment: es sollte scharf werden! Also Curry und scharfen Paprika in Massen in die Pfanne, um der sauce indienne nachzueifern. Es ist unerwartet lecker geworden und hat gleich noch für den nächsten Tag gereicht.
Davon abgesehen habe ich tagsüber nicht allzu viel gemacht, bin ein bisschen umhergewandert, habe meiner Muter zum Geburtstag gratuliert und mich über die französische Post geärgert, das war’s auch schon. Der Abend war dann wieder für’s Cosmo reserviert – in dem die Bier-Happy-Hour diesmal bis 1 Uhr ging. Mit von der Partie: Patrick, Ryan, Rosalie, Ana und noch diverse Freunde und Bekannte, deren Namen ich schon wieder vergessen habe.
Irgendwie haben Patrick und ich es diesmal zum Glück in die letzte Metro geschafft, nach Laufen war mir nicht zumute. Ich bin wie tot ins Bett gefallen, hatte aber keine Chance, lange zu schlafen: der Wecker war gestellt, denn ich war mit Maxi zum Frühstück bei Brioche Dorée verabredet. Sie hatte mir in Aussicht gestellt, mich einzuladen, falls ich im Pyjama komme, leider bin ich aber schon um 6 aufgewacht und war deshalb um 10 fast topfit. Das Wetter war mistig und wir hatten beide unsere Regenschirme vergessen. Es blieb uns also nichts übrig, als ausgedehnt zu frühstücken und uns danach von Geschäft zu Geschäft zur nächsten Metrostation vorzuarbeiten. Das Ergebnis ist nicht grandios, aber immerhin ein bisschen Geld habe ich vershoppt. Das Leben in Frankreich ist teuer, kann ich euch sagen!
Trotzdem habe ich keine Kosten und Mühen (letztere sind verschwindend gering) gescheut, um wieder wegzugehen, diesmal in einen belgischen Pub.
Ryan, Julie, Kirsten im Les Berthom
Da wir früh gegangen sind, war ich recht zeitig auf und habe mich mit Feuereifer daran gemacht, den großen Rückblick zu schreiben. Abends habe ich mich kurz mit Rosalie auf ihrem Balkon getroffen, um mit ihr ihr 1 year anniversary of freedom from Alaska zu feiern – sie hat letztes Jahr im Wahlkampf geholfen und ist dabei in Alaska gelandet, wo es wohl nicht allzu lustig war.
Blick nach Osten...irgendwo am Horizont liegt mein Collège
Die Aussicht von Rosies Balkon im 13. Stock – volle Kanne Banlieue, aber schön!
Nicht so schön war die farbliche Zusammenstellung unserer Mützen – aber es war ja dunkel:
Im Gegensatz zu mir hat Rosalie morgen schon wieder Schule, ich bin nur kurz geblieben – und auch hier ist jetzt Schluss, ich bin im Hier und Jetzt angekommen, alles ist gesagt. (Nicht alles natürlich, der Rest geht euch nichts an 😉 )
à plus!